Cajetan Felder
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Cajetan Felder

Sprachgenie und Bürgermeister Wiens

wurde in frühester Jugend bereits Vollwaise. Durch den Verlust seiner Familie hatte er für die nächsten Jahre Schwierigkeiten in der Schule. Sein Vormund und Onkel mütterlicherseits, Franz Zrza, unterstützte ihn jedoch sehr. Seine Universitätsjahre würden ihn stark prägen und er entwickelte wesentliche Eigenschaften und Interessen für sein zukünftiges Leben: Das Studium der Klassiker des Altertums, ein vitales Gefühl für die Naturwissenschaften sowie die Liebe zu fremden Sprachen, darunter Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch, zu deren Erlernung er ein besonderes Talent besaß.

Seit 1835 unternahm Felder, obwohl dies für einen Studenten im Vormärz mit größten Schwierigkeiten verbunden war, in den Universitätsferien ausgedehnte Fußwanderungen durch weite Teile Europas. 1838/39 brach er zu einer umfänglichen Tour auf, die ihn kreuz und quer durch das westliche und südliche Europa führte: Über die Schweiz, Holland, England und Schottland kam er bis Irland, durchzog Belgien, Frankreich und Spanien und erreichte, der Mittelmeerküste folgend, Sizilien.

Nach seiner Amtspraxis beim Magistrat der Stadt Brünn (1839/40) wurde Felder 1840 Konzipient in einer Anwaltskanzlei in Wien, in der er über sieben Jahre blieb. 1841 in Wien zum Doctor Juris promoviert, heiratete er 1841 Josefine Sowa. Wenige Tage vor der Wiener Märzrevolution legte er im Februar 1848 beim Wiener Appellationsgericht die Advokatenprüfung ab, nachdem er bereits früher durch Absolvierung der Richteramtsprüfung die Befähigung zur Ausübung des Richteramtes erlangt hatte. (Advokat war damals die Bezeichnung für Rechtsanwälte.)

Ab 1848 war Felder selbstständiger Advokat in Wien — und politisch tätig: Im August 1848 erfolgte im Wege des Wahlbezirks Alsergrund die Wahl in den ersten Gemeindeausschuss der Stadt Wien, im Oktober desselben Jahres die Wahl in den Wiener Gemeinderat.  

Das nächste Jahrzehnt über widmete sich Cajetan Felder vorwiegend der ihm 1848 verliehenen Advokatur und schuf sich sehr bald einen ausgedehnten Klienten Kreis. Er kümmerte sich um seine Familie und war als Privatmann leidenschaftlicher Porträtsammler und Naturforscher. 1852 war er in Afrika unterwegs und traf in Karthum den damals jungen Alfred Edmund Brehm.

Im Jahre 1863, unmittelbar vor seinem Tode, übertrug der Bierbrauer Anton Dreher, einer der größten Steuerzahler Österreichs, die Vormundschaft über seinen 14-jährigen Sohn an Cajetan Felder. Dem Advokaten, der damals bereits wieder in öffentlichen Ämtern tätig war, fiel damit die Aufgabe zu, den Brauereibetrieb bis zur Großjährigkeit des Erben, 1870, zu leiten. Er errang sich sowohl bei seinen Berufskollegen als auch in der damaligen Wiener Gesellschaft eine außergewöhnliche Stellung.

Seit 1861 war Felder wieder im Wiener Gemeinderat und im niederösterreichischen Landtag (damals Landtag des Erzherzogtums Österreich unter der Enns) tätig. Unmittelbar nach seinem Eintritt wurde er zum zweiten Bürgermeister-Stellvertreter gewählt.

Am 21. November 1868 starb unerwartet der seit 1861 amtierende Bürgermeister Andreas Zelinka. Einen Monat später, am 20. Dezember, wurde Cajetan Felder, trotz der Gegenkandidatur, zum Bürgermeister gewählt und nach Ablauf einer jeweils dreijährigen Funktionsperiode 1871, 1874 und 1877 durch Wiederwahl in seinem Amt bestätigt. 

Im Juli 1878 trat Felder schließlich vom Bürgermeisteramt zurück, legte sein Gemeinderatsmandat nieder und kehrte zu seiner Familie zurück. Er hatte während der Jahre seiner öffentlichen Tätigkeit seine Geschwister Carl und Amalie (1864) sowie seinen Sohn Rudolf verloren (1871); seine Tochter Marie hatte sich 1868 mit einem Rechtsanwalt verehelicht. Eines trauten Familienlebens konnte er sich nur noch wenige Monate erfreuen: Seine Frau Josefine starb, seit Jahren schwer leidend, 1879. Im Jahr seines Rücktritts als Bürgermeister wurde Felder vom Kaiser in den Freiherrenstand erhoben, gleichzeitig erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Rat.

Noch einmal folgte der 65-jährige einem an ihn ergangenen Ruf. Ein Prälat war aus Gesundheitsrücksichten nicht mehr in der Lage, seinem Amte nachzukommen, und als er starb, fiel Felder die Würde des Landmarschalls von Niederösterreich zu. Dieses Amt musste er 1884, als sich die Sehkraft seiner Augen durch fortschreitenden Grauer Star so sehr verschlechtert hatte, dass er kaum mehr imstande war, vor dem versammelten Hause eine Botschaft des Monarchen zu verlesen, zurücklegen. Damit erfolgte, wie er sich selbst ausdrückte, seine eigene Todeserklärung.

Zurückgezogen verlebte er das letzte Jahrzehnt seines Lebens und diktierte, fast erblindet, mehrere Jahre hindurch zwölftausend Seiten seiner ausdrucksstark, schonungslos und sarkastisch formulierten „Erinnerungen“. Ein Beispiel für Felders Stil bietet seine Charakterisierung Karl Luegers als zielbewusster Bösewicht, wie er im Buche steht, der alles, was sich ihm nicht bedingungslos unterwirft, mit Gift, Feuer und Schwert zu vernichten bestrebt ist. Felder durfte es aber noch erleben, dass seine einstigen Gegner im Gemeinderat, die ihm durch ihre Opposition das Leben verleidet und es nicht einmal für notwendig erachtet hatten, ihn 1883 bei der feierlichen Eröffnung des neuen Rathauses, Felders ureigensten Werks, wenigstens namentlich zu erwähnen, ihn nun gegenüber der immer stärker werdenden Partei Karl Luegers als das große Vorbild eines ausgezeichneten Bürgermeisters bezeichneten.

Gelungene Operationen gaben Felder das Augenlicht wieder, doch verstarb Cajetan Freiherr von Felder am 30. November 1894 wenige Wochen nach seinem achtzigsten Geburtstag. Felders Grab befindet sich auf dem Weidlinger Friedhof nördlich von Wien.

Im Amt als Bürgermeister hatte Felder unter anderem den Bau der Wiener Hochquellwasserleitung die Grundsteinlegung zum Neuen Rathaus an der unter seinen Vorgängern Seiller und Zelinka angelegten Wiener Ringstraße, die Donauregulierung sowie die Anlegung des Wiener Zentralfriedhofes veranlasst.

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